Lange Nacht der Wissenschaften 2023 | Meet SCRIPTS - Meet the Scientist x 4
Protest, Ungleichheit, Autokratien, Klimawandel, Krieg… viel steht auf dem Spiel. Wie forscht man weltweit zur Frage, ob liberale Demokratien halten, was sie versprechen. Sind aktuelle Krisen auch Chance für Erneuerung oder nur Gefahr? SCRIPTS Forscher:innen stellen ihre Forschung und Projekte in kurzen Beiträgen und im Gespräch mit den Besucher:innen vor.
Sprecher:innen
Dr. Tobias Rupprecht, Dr. Heiko Giebler, Alice Trinkle, Lesar Yurtsever, Prof. Dr. Thorsten Faas (FU Berlin: Arbeitsstelle Politische Soziologie der Bundesrepublik Deutschland am Otto-Suhr-Institut für Politikwissenschaft) u.a.
Zeitplan
18.00h Arne Carstens, Heiko Giebler & Thorsten Faas
Wiederholungswahl in Berlin: Ist die Demokratie die Verliererin?
18.45h Tobias Rupprecht
Freier Markt und autoritärer Staat. Russische Liberale und die Entstehung des Putinismus
19.30h Alice Trinkle
Eine sozialistische Wirtschaftsreform? Wie China Marktwirtschaft vom sozialistischen Osteuropa lernte
20.15h Lesar Yurtsever
Liberale Sounds. Die Musikdiplomatie zwischen der Türkei und den USA in den 1930er und 40er Jahren
Programm
18:00h – 18:45h
Arne Carstens, Thorsten Faas, Anette Fasang & Heiko Giebler: Wiederholungswahl in Berlin: Ist die Demokratie die Verliererin?
Massive Pannen bei der Bundestags-, Abgeordnetenhaus- und BVV-Wahl 2021 machten eine Wiederholungswahl Anfang 2023 notwendig. Wie wirkt sich ein solches, bislang in der BRD einzigartiges Ereignis auf das Vertrauen der Wahl als zentrale Institution der Demokratie aus? Welche Rolle spielt dabei die persönliche Betroffenheit von Wahlpannen? In der Konsequenz hat sich durch die Wiederholungswahl nicht nur die Zusammensetzung der Berliner Parlamente, sondern sogar der Regierungskoalition verändert – Wahlgewinner*innen 2021 werden zu Wahlverlier*innen 2023. Ist es für die Bewertung der Wiederholungswahl wichtig, ob die eigene Partei besser oder schlechter abgeschnitten hat?
Diese und andere Fragen beantworten wir mithilfe einer Umfrage unter 10.000 Berliner*innen, die wir nach der Wiederholungswahl in Zusammenarbeit von HU und FU Berlin im Rahmen von SCRIPTS durchgeführt haben.
Heiko Giebler ist promovierter Politikwissenschaftler und seit 2020 Leiter der Forschungs- und Nachwuchsgruppe Comparative Survey im Exzellenzcluster SCRIPTS – Contestations of the Liberal Script. Zuvor war er am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) tätig und als Gastwissenschaftler u.a. in Sydney und Exeter. Er forscht zu Demokratie, politischem Verhalten und Einstellungen sowie empirischen Methoden der Sozialforschung. Unter anderem ist er an der German Longitudinal Election Study (GLES) und dem Comparative Candidates Survey (CCS) beteiligt.
Thorsten Faas ist Professor für Politikwissenschaft am Otto-Suhr-Institut der Freien Universität Berlin und leitet dort den Arbeitsbereich „Politische Soziologie der Bundesrepublik Deutschland“. In seiner Forschung beschäftigt er sich mit Wahlen, Wahlkämpfen und Wahlstudien; an der Schnittstelle zwischen Politik und Wissenschaft ist er Teil des Podcasts „Unter 3“.
Arne Carstens ist wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Arbeitsstelle „Politische Soziologie der Bundesrepublik Deutschland“ an der Freien Universität Berlin. Seine inhaltlichen Schwerpunkte liegen im Bereich der politischen Einstellungsforschung sowie dem Zusammenspiel sozialer und politischer Ungleichheiten.
18:45h -19:30h
Tobias Rupprecht: Freier Markt und autoritärer Staat. Russische Liberale und die Entstehung des Putinismus
Russlands postkommunistischer Übergang zu einem liberalen Gesellschaftsmodell ist offensichtlich gescheitert. In der Debatte um den Aufstieg des Putinismus spielen die Marktreformen der 1990er Jahre eine zentrale Rolle. Hat der Radikalismus der russischen Liberalen den Aufstieg Putins begünstigt? Gab es realistische Alternativen?
Tobias Rupprecht ist promovierter Globalhistoriker mit einem besonderen Interesse an der Geschichte des (Staats-)Sozialismus und des (Neo-)Liberalismus. Am Exzellenzcluster SCRIPTS ist er Leiter der Nachwuchsgruppe "Peripheral Liberalism" und untersucht Ökonomie- und Marktdebatten in Osteuropa und China im späten 20. Jahrhundert. Bevor er 2020 zu SCRIPTS kam, lehrte er in Dänemark und Großbritannien sowohl russische und lateinamerikanische Geschichte.
19:30h – 20:15h
Alice Trinkle: Wie China Marktwirtschaft vom sozialistischen Osteuropa lernte - und wie man zu China forscht
Wie ist China Ende des 20. Jahrhunderts der wirtschaftliche Aufstieg gelungen? Was ist China heute: eine sozialistische Marktwirtschaft – inspiriert vom ungarischen Sozialismus – oder Kapitalismus pur? Wie wurde die chinesische Wirtschaftsreform zu einer Erfolgsgeschichte? Und ist sie das überhaupt?
Diese Fragen sind in transnationaler Forschungsarbeit und in schwierigen politischen Umfeldern wie in China und Ungarn nicht leicht zu bearbeiten. Wie z.B. läuft die Arbeit in Archiven ab, darunter auch Geheimdienstarchive? Wie lassen sich neue Erkenntnisse in einem politisch umkämpften Terrain erschließen und was bedeuten diese für unseren Umgang mit dem heutigen China?
Alice Trinkle ist Projektdoktorandin in der Nachwuchsgruppe "Peripheral Liberalism" am Exzellenzcluster SCRIPTS, wo sie globalhistorisch und mit Regionalfokus auf Ungarn und China arbeitet . Sie studierte Geschichte, Germanistik, Erziehungswissenschaften und Chinastudien an der SOAS London, der UIBE Beijing, sowie der Uni Potsdam. Ihr Forschungsinteresse gilt Chinas wirtschaftlichem Aufstieg seit den 1970er Jahren und der wirtschaftlichen Transformation im (post)sozialistischen Raum, insbesondere in Mittelosteuropa.
20:15h – 21:00h
Lesar Yurtsever: Liberale Sounds. Die Musikdiplomatie zwischen der Türkei und den USA in den 1930er und 40er Jahren
Wie haben Staaten und andere, nicht-staatliche Akteure Musik genutzt, um die Türkei als liberalen Staat in den USA zu vermarkten? In den 1930er und 1940er Jahren luden die Söhne des türkischen Botschafters in den USA populäre afroamerikanische Jazzmusiker in die Botschaft in Washington D.C. ein - und verwandelten die Botschaftsgebäude in ein Zentrum für Jazzfans. Mit ihrer Musikdiplomatie setzten sie ein starkes Statement gegen die Diskriminierung von Schwarzen in der Hauptstadt und zeigten auch die Defizite der liberalen Politik der USA hin.
Lesar Yurtsever hat seinen Bachelor- und Masterabschluss in Geschichte und Musikwissenschaft an der Universität zu Köln absolviert und zusätzlich Instrumentalpädagogik im Hauptfach Klavier an der Hochschule für Musik und Tanz Köln studiert. Zur Zeit ist er im ersten Jahr als Doktorand am Excellenzcluster SCRIPTS in Berlin. Er arbeitet zur Rolle von Musik in den türkisch-amerikanischen Beziehungen.
Besuchshinweise
- Tickets: Eine Veranstaltung der Langen Nacht der Wissenschaften 2023, für die ein Ticket erworben werden muss: Tickets können hier gebucht werden (Externer Link)
- Registrierung: Ticketinhaber:innen können ohne vorherige Anmeldung teilnehmen.
- Sprache: Deutsch
- Barrierefreiheit: Die Veranstaltung findet im ebenerdigen und barrierefreien Raum K23/11 statt.
- Anfahrt: FU-Hauptcampus Silberlaube. Die nächstgelegene Bahnstation ist Dahlem-Dorf (U3). Der Fußweg vom Bahnhof zur Bibliothek beträgt 6 Minuten (460 Meter).
Zeit & Ort
17.06.2023 | 18:00 - 21:00
Freie Universität Berlin
Gebäude 5b — Silberlaube
Raum K23/11 (neben dem K-Straßeneingang Fabeckstr.)
Fabeckstraße 25, 14195 Berlin
Weitere Informationen
Rückblick: SCRIPTS-Veranstaltungen bei der Langen Nacht der Wissenschaften in den letzten Jahren